In einem Fischerdorf am UKEREWE wurden vor zwanzig Jahren die ersten Aids-Fälle in Afrika registriert. Die Regierung Ugandas begann ihre Kampagne gegen die Seuche, als sie die Nachbarstaaten noch leugneten. Allmählich zog die gesamte Gesellschaft mit, die Kirchenfürsten und Gewerkschaftsführer, die Schulmediziner und traditionellen Heiler, die Dorfältesten und Landfrauen, die Lehrer und die städtische Jugend. Unterdessen sendet das Land Aids-Berater in alle Welt. „Wer nahe am Feuer sitzt, weiß, wie heiß es ist“, lehrt der Volksmund. In Uganda wurde das Feuer eingedämmt. Es ist das erste Land Afrikas, in dem die Zahl der Ansteckungen signifikant zurückgeht.
Quelle: ACH, AFRIKA; Bartholomäus Grill
nell - 13. Dez, 23:51
In der öffentlichen Meinung gehören Uganda und AIDS zusammen wie ein Zwilling zum anderen. Das ist vor allem darauf zurückzuführen, dass Uganda - nicht zuletzt durch den Einsatz Präsident Yoweri Musevenis - diese Krankheit nicht tabuisiert hat, d.h. dass auch Zahlen über die Verbreitung von AIDS in Uganda nie unter Verschluß gehalten wurden. Durch diese Offenheit, die nicht zuletzt viele namhafte AIDS-Forscher und Hilfsgelder ins Land brachte, konnte Uganda eines der fortschrittlichsten AIDS-Bekämpfungsprogramme der Welt aufbauen.
Neuerdings gibt es das erste Straight Talk Radio Ostafrikas in Kampala mit AIDS Aufklärung -- die beste Waffe gegen die sozio-ökonomischen Ursachen der Krankheit.
Dennoch hat AIDS nach wie vor verheerende volkswirtschaftliche Auswirkungen: Im Grunde muss man für jeden benötigten Arbeitsplatz zwei Leute ausbilden, da man davon ausgehen kann, dass einer von ihnen in den nächsten 10 Jahren an AIDS stirbt.
Erster breiter Erfolg gegen AIDS in Afrika. In Uganda ist die Häufigkeit von HIV-Infektionen seit Anfang der neunziger Jahre um 70 Prozent zurückgegangen. Gleichzeitig hat sich dort die Häufigkeit von sexuellen Kontakten außerhalb bestehender fester Partnerschaften um 60 Prozent reduziert.
Bei einer Studie an der Universität Cambridge entdeckten die britischen Wissenschaftler eine ausgesprochen positive Entwicklung für Uganda, völlig anders als in den Vergleichsländern:
1991 waren in dem Land 21,1 Prozent der Schwangeren HIV-positiv, bis 1998 reduzierte sich dieser Anteil auf 9,7 Prozent (bis 2000 auf sechs Prozent).
In der ugandischen Hauptstadt Kampala und in anderen Städten verringerte sich der Anteil der mit AIDS Infizierten unter den jungen Menschen in der Altersgruppe der 15- bis 19-Jährigen seit 1991 um 75 Prozent und unter den 20-bis 24-Jährigen um 60 Prozent.
Ursachen: Mehr Kondome, weniger Partnerwechsel Die Autoren führen das vor allem auf eine spätere Aufnahme sexueller Kontakte unter den Jugendlichen, eine verringerte Promiskuität und auf eine insgesamt gestiegene Verwendung von Kondomen zurück.
Doch im Vergleich zu Ländern wie Sambia, Malawi und Kenia, wo die Verwendung von Präservativen ebenfalls anstieg, gab es in Uganda auch eine Entwicklung zu weniger "Gelegenheits-Sex".
Hauptfaktor sexuelle Zurückhaltung
So dürfte sich beispielsweise bei den 15- bis 24-jährigen unverheirateten Männern in Uganda die Häufigkeit von Sex vor der Ehe von 1989 bis 1995 um 60 Prozent reduziert haben.
53 Prozent der sexuell aktiven Frauen und 55 Prozent der Männer gaben 1995 an, nur einen Partner zu haben. 1995 erklärten immerhin 91,5 Prozent der Ugander, schon einen an AIDS Erkrankten oder Verstorbenen zu kennen.
Ausschlaggebend: Information der Bevölkerung
Die Wissenschaftler vermuten, dass vor allem eine breite formelle und informelle Information der Bevölkerung über AIDS diese Entwicklung zu Stande gebracht hat.
Sie lässt sich auch bereits bei den Infektionsraten der ugandischen Armee-Rekruten im Alter von 19 bis 22 Jahren ablesen, die routinemäßig auf HIV getestet werden. 1991 waren 18,6 Prozent dieser Männer mit den AIDS-Erregern infiziert, im Jahr 2002 waren es nur noch vier Prozent.
Die Studie "Population-Level HIV Declines and Behavioral Risk Avoidance in Uganda" von Rand L. Stoneburner und Daniel Low-Beer erschien im Fachmagazin "Science" (Band 304, S. 714-8 , Ausgabe vom 30.4.04; doi: 10.1126/science.1093166).
birgitson - 21. Nov, 23:32